Lugano (www.kath.net) Ist Dan
Brown ein Feminist? Diese Frage beantwortet Professor
Manfred Hauke von der Theologischen Fakultät Lugano in
einem Beitrag für ein neues Buch über den „Da Vinci
Code“, das Arturo Cattaneo herausgegeben hat (siehe
unten). Brown sei wohl vom amerikanischen Feminismus
beeinflusst, biete jedoch einen „Mischmasch, der keiner
echten Feministin wirklich schmecken wird“, meinte Hauke
im KATH.NET-Interview dazu.
Er preise einerseits das
„androgyne Ideal“, nach dem jeder Mensch in sich
möglichst in gleicher Weise „männliche“ wie „weibliche“
Elemente verbinden sollte; andererseits finden sich bei
ihm aber auch Elemente des so genannten
„Göttinnenfeminismus“, wonach es ursprünglich in der
Gesellschaft und in der Religion ein Matriarchat gegeben
habe, betont Hauke. Der Theologe ist mit zwei Beiträgen
in dem Buch vertreten: Einer befasst sich mit der
Gottheit Christi, der zweite Beitrag mit Themen der Frau
und der Sexualität.
KATH.NET: Herr Professor Hauke,
wie erklären Sie sich den beachtlichen Erfolg des Romans
von Dan Brown, der nun auch die Kinos erreicht hat?
Hauke: Brown hat einen spannenden
Thriller verfasst, der mit einer millionenschweren
Werbekampagne vermarktet wurde. Hinzu gesellt sich ein
Tabubruch: die Kirche wird als kriminelle Gemeinschaft
von Betrügern und Mördern hingestellt. Dabei wird
behauptet, praktisch die gesamte christliche
Verkündigung sei falsch. Gleichzeitig erhebt Brown den
Anspruch, sämtliche von ihm erwähnten geschichtlichen
Dokumente und Kunstwerke seien authentisch.
Das ist zwar eine mittlerweile
tausendfach widerlegte Lüge, aber eine solche kecke
Behauptung brachte eine Schockwirkung, die viele
theologisch nicht gebildete Menschen beeindruckt hat.
Eine wichtige Rolle spielt nicht zuletzt die Bestätigung
tief eingewurzelter Vorurteile: die Kirche verachte die
Frau und verteufele die Sexualität. Manche Leser sehen
in dem Roman wohl auch eine Unterstützung ihres
Lebenswandels, der den von der Kirche gelehrten
Grundsätzen nicht entspricht.
KATH.NET: Was wirft Brown der
Kirche vor?
Hauke: Nach dem amerikanischen
Romancier war der erste große Bösewicht in der Kirche
der Apostel Petrus, der Maria Magdalena an den Rand
drängen wollte. Diese Absicht habe sich aber erst durch
das Konzil von Nizäa (325) verwirklicht, auf dem Kaiser
Konstantin die heute gebräuchlichen vier Evangelien
eingeführt und aus menschlichen Machtgelüsten die Lehre
von der Gottheit Christi durchgesetzt habe. Die Kirche
habe diese Machtpolitik aus eigensüchtigen Motiven
unterstützt.
Dabei habe sie die Wahrheit
unterdrückt, dass Jesus Christus in Wirklichkeit mit
Maria Magdalena verheiratet gewesen sei. Diese Ehe und
deren Nachkommen seien ein Beweis gegen die Lehre von
der Gottheit Christi. Jesus habe mit Maria Magdalena
einen Fruchtbarkeitskult praktiziert, wobei seine Frau
das göttliche Weibliche vertreten habe. In der Tat sei
der Geschlechtsverkehr „das einzige Mittel, durch das
der Mann geistig heil werden und gnosis erlangen konnte
– Wissen vom Göttlichen“.
KATH.NET: Finden diese
Behauptungen Unterstützung durch die historischen
Erkenntnisse?
Hauke: Die geschichtlichen
Behauptungen Browns sind blühender Unsinn, für dessen
Verteidigung kein Historiker seinen guten Ruf aufs Spiel
setzen dürfte. Es geht hier nicht nur um einen Angriff
auf den christlichen Glauben, sondern um eine
unverschämte Geschichtsfälschung. Deren Stoßkraft ergibt
sich nicht aus den vorgetäuschten Fakten, sondern aus
der Bereitschaft der Leute, bestimmte Dinge zu glauben,
die ihren Wünschen entgegenkommen.
KATH.NET: Was sagen denn die
geschichtlichen Kenntnisse?
Hauke: Für das Judentum im ersten
Jahrhundert einen Fruchtbarkeitskult anzunehmen,
widerspricht allem, was wir über diese Zeit aus den
geschichtlichen Quellen wissen. Orgiastische Kulte, wie
sie Brown beschreibt, gab es unter dem Einfluss der
kananäischen Baalsreligion in Israel tausend Jahre
früher zur Zeit der Propheten, die dergleichen
bekämpften. Diese Praktiken wurden als Verletzung des
ersten Gebotes gesehen: „Du sollst keine anderen Götter
neben mir haben“.
Die vier Evangelien schließlich
sind nicht auf dem Konzil von Nizäa eingeführt worden,
das den Umfang den Bibel gar nicht behandelt, sondern
stammen aus dem ersten Jahrhundert. Im zweiten
Jahrhundert spricht beispielsweise ein Irenäus von dem
„viergestaltigen Evangelium“: nur die vier Evangelien
wurden in den Kirchen vorgelesen, die von den Bischöfen
als Nachfolgern der Apostel geleitet wurden.
Von der Gottheit Jesu sprechen
nicht nur die Evangelien (beispielsweise das
Johannesevangelium, Kap. 1), sondern bereits die noch
früher verfassten Paulusbriefe (etwa der Philipperbrief,
Kap. 2) und die frühesten Kirchenväter. Das Konzil von
Nizäa bestätigt die Wahrheit von der Gottheit Christi,
weil der Irrlehrer Arius sie geleugnet hatte. Selbst
Arius akzeptierte freilich die vier Evangelien, deren
Aussagen er freilich nach seinen philosophischen
Vorurteilen umzudeuten suchte.
KATH.NET: Manche Leser sagen
sich: also gut, Dan Browns Roman enthält viele „Enten“.
Vielleicht ist aber doch etwas daran. Warum sollte
beispielsweise Jesus nicht mit Maria Magdalena
verheiratet gewesen sein?
Hauke: Aus rein historischer Sicht
gibt es für eine solche Aussage keine Quellen. Das von
Brown beanspruchte apokryphe Philippusevangelium, in dem
Jesus Maria Magdalena auf den Mund küsst, hat nicht die
Absicht, eine erotische Liebesbeziehung zu schildern. In
der gnostischen Symbolik aus der Schule Valentins, die
dem zweiten Jahrhundert n. Chr. entstammt, geht es um
eine geistliche Beziehung, die alle Mitglieder der Sekte
betrifft. Nach dem Philippusevangelium ist nur die
„geistliche“ Ehe gut, die Ehe „der Welt“ aber wird als
Hurerei verunglimpft.
Die katholische Kirche hingegen
hat stets gegen gnostische und manichäische Irrwege den
geschlechtlichen Umgang in der Ehe verteidigt. Die Ehe
wird als Sakrament geschätzt, als heiliges Zeichen, das
die Eheleute mit Gott verbindet. Für diese Verbindung
mit Gott reicht freilich nicht die Befriedigung des
Eros, sondern es braucht die Hingabe, die den anderen um
seiner selbst willen liebt und bereit ist, für den
anderen Opfer zu bringen.
KATH.NET: Wäre es nicht denkbar
gewesen, dass Jesus verheiratet gewesen wäre? Wäre er
den Eheleuten damit nicht näher?
Hauke: Natürlich wäre es denkbar
gewesen, dass Jesus verheiratet gewesen wäre. Jesus ist
nach dem christlichen Glauben nicht nur (wie Brown
meint) wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch. Die Ehe
ist, wie Jesus selbst betont, in der guten Schöpfung
Gottes begründet und wird bei den getauften Christen
durch die Gnade geheiligt. Der Plan Gottes hat freilich
bestimmt, dass Christus gerade in seiner Ehelosigkeit
sein Zeugnis abgelegt hat. Dieses Zeugnis ist bereits
vorbereitet im Alten Testament: die Propheten
beschreiben im Auftrag Gottes die Beziehung Gottes zu
seinem Volk im Bild der Ehe, wobei Gott im Bild des
Bräutigams erscheint und das Volk im Bild der Braut.
Jesus sieht sich in dieser Überlieferung als „Bräutigam“
nicht nur einer Frau, sondern der gesamten
Heilsgemeinde.
Die Ehelosigkeit Jesu ist keine
Verachtung der Sexualität oder der Frau, sondern
Ausdruck seiner universalen Offenheit. Als Gott und
Mensch gibt hat sich Jesus für alle Menschen hingegeben.
Für den Erlöser der ganzen Menschheit wäre es nicht
angemessen gewesen, sich auf die Liebe zu einer einzigen
Frau und eine einzige Familie zu konzentrieren. Er
wollte allen nahe sein, nicht nur einer Ehefrau und den
eigenen Kindern. Außerdem betont Jesus in einer
Diskussion über die Auferstehung, dass es in der neuen
Welt (nach seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten) keine
Ehe mehr geben wird. Alle, Männer und Frauen, werden in
ihrer Lebensweise den Engeln gleichen. Die Ehelosigkeit
Jesu ist also ein Zeichen für seine universale Hingabe
und für die Hoffnung auf die zukünftige Welt.
KATH.NET: Nach Brown ist der
Gottesname „Jahwe“ „androgyn“, also „mannweiblich“. Das
Christentum hingegen sei eine patriarchalische
Männerreligion.
Hauke: Für eine „androgyne“
Deutung des Gottesnamens „Jahwe“ gibt es keine
wissenschaftlichen Belege. „Mann-weiblich“ war freilich
die gnostische Götterwelt der Schule Valentins, mit der
Brown anscheinend sympathisiert: danach entsprangen aus
der Verbindung zwischen dem „Vater“ (männlich) und dem
„Schweigen“ (weiblich) weitere göttliche Paare, aus
deren mythologischer Beziehung die gesamte
Weltgeschichte abgeleitet wird. Die Gnosis des zweiten
Jahrhunderts n. Chr. mit der Offenbarung des
Gottesnamens zur Zeit des Mose (13. Jh. v. Chr.) in
Verbindung zu bringen, ist interpretatorische Willkür.
Der Gottesname „Jahwe“ leitet sich
von dem Wort „sein“ ab: „Ich bin, der ich bin“. Gemeint
ist damit im geschichtlichen Zusammenhang vor allem die
Bereitschaft Gottes, sein Volk aus der Gefangenschaft in
Ägypten zu befreien. In seiner Seinsfülle übersteigt
Gott die Kräfte der Natur. Gott ist weder männlich noch
weiblich. Seine Beziehung zu den Menschen wird freilich
vorwiegend mit männlichen Bildern beschrieben: „Vater“,
„Herr“, „Bräutigam“.
KATH.NET: Liegt darin nicht
doch eine Einseitigkeit? Hat Gott nicht auch
„mütterliche“ Züge?
Hauke: Zweifellos. Allerdings
kommt hierbei eine Akzentuierung der
Geschlechtersymbolik zum Zuge, die typisch ist für das
Judentum und das Christentum. Der Bund Gottes mit Israel
bzw. mit der Kirche wird beschrieben mit dem Bild der
Ehe, wobei Gott bzw. Christus die Rolle des Bräutigams
einnimmt, Israel bzw. die Kirche die Rolle der Braut.
Auch die männlichen Mystiker beispielsweise sehen ihre
Seele vor Gott im Bild der „Braut“. Diese typische
Akzentuierung ist begründet in der symbolhaften
Aussagekraft des Mannseins und Frauseins: das Frauliche
bringt deutlicher als das Männliche die Rezeptivität des
Menschen gegenüber Gott zum Ausdruck; vor Gott ist der
Mensch zunächst ein Empfangender.
Erst nach dem Empfangen kann sich
der Mensch für die Mitwirkung am Heilsgeschehen öffnen.
Das Männliche hingegen zeigt stärker die Initiative
Gottes, dessen aktives Wirken stets dem menschlichen
Handeln vorausgeht. Eine Religion, die eine Schöpfung
der Welt aus dem Nichts kennt und ein Wirken Gottes in
der Geschichte, entspricht dem Vorwiegen symbolhaft
männlicher Züge im Gottesbild.
KATH.NET: Und worin liegt dann
die besondere Bedeutung der Frau?
Hauke: Die christliche Bedeutung
der Frau zeigt sich vor allem in einer Gestalt, die im
Roman Dan Browns gar keine Rolle spielt: Maria, die
Mutter Jesu. Die Sendung des Sohnes Gottes in diese Welt
setzt das Jawort einer jungen Frau voraus, die bei Lukas
die Züge der „Tochter Zion“ annimmt. In Maria ist also
die „bräutliche“ Seite des geistlichen „Ehebundes“
Gottes mit der erlösten Menschheit auf einmalige Weise
verwirklicht. Maria ist dabei identisch mit dem, was sie
vertritt: sie ist gleichsam die „Kirche im Ursprung“.
Die männlichen Apostel hingegen,
Petrus beispielsweise, vertreten Jesus Christus, mit dem
sie freilich nicht identisch sind: sie vertreten ihn nur
in seiner Aufgabe als „Haupt“ und „Bräutigam“ gegenüber
der Kirche. Johannes Paul II. betont: die Kirche ist
nicht nur apostolisch und hierarchisch, sondern auch
marianisch. Diese marianische Dimension geht sogar der
apostolischen voraus. Sie ist wichtig für Männer und
Frauen, zeigt sich freilich auf besondere Weise im
Wirken der heiligen Frauen, vor allem in Maria. Schon
die Kirchenväter sehen Maria als „Bild der Kirche“.
KATH.NET: Waren die gnostischen
Evangelien, die von Brown gepriesen werden,
frauenfreundlich?
Hauke: Für die Gnosis ist die
irdische Körperlichkeit die Folge eines tragischen
Betriebsunfalls im göttlichen Pleroma. Die Schöpfung des
Leibes wird als Katastrophe und Verhängnis gesehen. Da
die Frau durch die Fähigkeit zur Mutterschaft stärker
als der Mann bei der Zeugung neuen Lebens beansprucht
wird, erscheint den Gnostikern das Frausein und die
Mutterschaft als etwas Schreckliches. Diese negative
Einstellung, die wir in dem eben erwähnten
Philippusevangelium finden, zeigt sich in vielen
gnostischen Quellen. Nach dem apokryphen
Thomasevangelium etwa kann nur die Frau in den Himmel
gelangen, die sich zum Manne macht (also ihr Frausein
verleugnet). Nach anderen gnostischen Aussagen sind die
Schwangerschaft und das Kindergebären ein Werk des
Teufels.
KATH.NET: Waren die antiken
Fruchtbarkeitskulte frauenfreundlich?
Hauke: Dan Brown singt ein Loblied
auf den rituellen Geschlechtsverkehr, der in den Tempeln
der alten Fruchtbarkeitsreligionen und im „Priorat von
Sion“ praktiziert worden sei. Für die antike Welt gibt
es in der Tat Zeugnisse für die Tempelprostitution: eine
„Priesterin“ als Vertreterin der „großen Göttin“ stellte
sich dort männlichen Besuchern zur Verfügung. Nach Brown
besteht darin (für die Männer) der Weg zur spirituellen
Ganzheit. Eine Antwort auf diese Zumutung findet sich in
der Enzyklika Benedikts XVI. über die göttliche Liebe.
In den Fruchtbarkeitskulten wurde
der Eros als göttliche Macht gefeiert, aber gerade diese
Vergöttlichung bedeutet eine Entmenschlichung. Die
Prostituierten werden nicht als Personen behandelt,
sondern als Objekte. Sie sind nicht Göttinnen, sondern
missbrauchte Menschen. Die zuchtlose Eros ist nicht
Aufstieg zum Göttlichen, sondern „Absturz des Menschen“.
Die Sexualität bedarf der Zucht, der Reinigung und der
Verbindung mit der hingebenden Liebe, der caritas oder
agape, im Lebensbund der Ehe, um den Menschen einen
gewissen Vorgeschmack der ewigen Seligkeit zu schenken
(vgl. „Deus caritas est“, Nr. 4).
KATH.NET: Ist Dan Brown ein
Feminist?
Hauke: Brown ist sicherlich vom
amerikanischen Feminismus beeinflusst. Dabei bietet er
freilich einen Mischmasch, der keiner echten Feministin
wirklich schmecken wird. Auf der einen Seite preist er,
mit Phantasiedeutungen des Gottesnamens und des Gemäldes
der Mona Lisa, das „androgyne Ideal“, nach dem jeder
Mensch in sich möglichst in gleicher Weise „männliche“
wie „weibliche“ Elemente verbinden sollte. Das Ideal des
„androgynen“ oder „Gleichheitsfeminismus“ ist die
Überwindung der (sozialen) Geschlechtsunterschiede.
Auf der anderen Seite finden sich
bei Brown aber auch Elemente des so genannten
„Göttinnenfeminismus“, wonach es ursprünglich in der
Gesellschaft und in der Religion ein Matriarchat gegeben
habe. Das religiöse und gesellschaftliche Ideal ist die
„Göttin“, während das Männliche als gewalttätige Störung
des ursprünglichen Gleichgewichts wahrgenommen wird:
Maria Magdalena erscheint als Vertreterin des „göttlich
Weiblichen“ und des Matriarchats am Beginn der
Geschichte. Beide Formen des Feminismus liegen
miteinander in heftigem „schwesterlichen“ Streit. Beides
in einem Cocktail miteinander zu vermixen, schmeckt
ungefähr wie Himbeereis mit Senf.
KATH.NET: Hat Dan Brown auch
etwas Positives zu bieten?
Hauke: Auf jeden Fall. Sein Roman
wirkt zwar auf Millionen Leser wie ein süßes
Zuckergetränk, in dem Giftkörner verborgen sind mit
unheilvollen Wirkungen. Seine Geschichtsfälschungen sind
freilich auch ein willkommener Anlass, wichtige Aussagen
des christlichen Glaubens ins Licht zu stellen, die in
der Katechese vernachlässigt worden sind. Dazu gehört
etwa die Tatsache, dass Jesus nicht verheiratet war.
Bemerkenswert scheint für die Verteidigung dieser
biblisch bezeugten Wirklichkeit die Übereinstimmung
zwischen „liberalen“ und „konservativen“ Theologen,
zwischen Protestanten und Katholiken.
Selbst liberale Protestanten
betonen, dass die biblischen Quellen an dieser Tatsache
keinen Zweifel erlauben. Für die Einholung der
Ehelosigkeit Jesu im christlichen Leben reicht es
freilich nicht, nur nüchtern „historisch-kritisch“ die
Tatsache festzustellen. Christus erwartet von seinen
Jüngerinnen und Jüngern auch eine Wertschätzung seines
Lebens. Wer verheiratet ist, wird in der geistlichen
„Ehe“ Jesu mit der Kirche eine Hilfe sehen, die eigene
Ehe in christlicher Liebe zu leben.
Für diejenigen, die es „fassen“
können (Matthäus 19,12), ist das Beispiel Jesu aber auch
eine Ermutigung, gegebenenfalls selbst darüber
nachzusinnen, ob Gott nicht auch sie zu einem ähnlichen
Zeugnis ruft: eine besondere Verfügbarkeit für den
Dienst am Reiche Gottes und der existentielle Hinweis
auf ein Leben, das den Tellerrand der irdischen Welt
unendlich überragt. Würde dieser Ruf von vielen jungen
Menschen gehört, gäbe es bei uns keinen Mangel an
Priestern und Ordensleuten. Die verrückten Thesen Browns
können also, im Plane der göttlichen Vorsehung, durchaus
zu einem Neuaufbruch des Glaubens beitragen.
Buchtipp: Arturo Cattaneo
(Hrsg.), Der Betrug des „Da Vinci Code“.
Geschichtsfälschung auf Kosten der Kirche in Dan Browns
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